Vorstandsinterview zur Beitragserhöhung
„Wir wollen weiterhin ein starker Partner für unsere Versicherten bleiben“
Erfahren Sie mehr über die Gründe der Notwendigkeit einer Beitragserhöhung, die aktuelle Finanzsituation der Krankenkassen und was die BKK Herkules tut, um weiterhin ein starker Partner für ihre Versicherten zu sein – im Interview mit dem BKK Herkules-Vorstand, Stephan Huhn.
Herr Huhn, die BKK Herkules hat ihren Beitragssatz zum 01.10.2025 erhöht. Warum wurde eine Erhöhung notwendig?
Wir haben uns diese Entscheidung nicht leichtgemacht – im Gegenteil. Wir wissen, dass jede Beitragserhöhung eine Belastung für unsere Mitglieder bedeutet. Dennoch ist sie für eine gute Gesundheitsversorgung unausweichlich und ich möchte die Gründe gerne transparent darlegen. In unserem Gesundheitswesen wächst die Lücke zwischen Einnahmen und Ausgaben immer weiter, das spüren wir deutlich. Die BKK Herkules hat im ersten Halbjahr 2025 für ärztliche Behandlung, Krankenhaus-Behandlungen, Arzneimittel und alle anderen Leistungen 12,199 Mio. Euro mehr ausgegeben als im ersten Halbjahr des Jahres 2024. Zwar haben sich auch die Beitragseinnahmen massiv erhöht, das Geld reicht aber leider nicht aus, um die gesetzliche festgelegte Mindestrücklage wieder aufzufüllen.
Warum verfügt die BKK Herkules nicht mehr über die festgeschriebene Mindestrücklage?
Die von den Krankenkassen vorzuhaltenden Finanzreserven umfassen Betriebsmittel, eine als notwendig erachtete Rücklage sowie die Mittel zur Anschaffung und Erneuerung von Verwaltungsvermögen. Rücklagen haben Krankenkassen zur Sicherstellung ihrer Leistungsfähigkeit zu bilden. Das Rücklagesoll wird in der Satzung der Krankenkasse festgelegt und muss mindestens 20 % einer durchschnittlichen Monatsausgabe betragen (sog. Mindestrücklage). Die BKK Herkules musste im Jahr 2023 auf Grund des GKV-Finanzstabilisierungsgesetzes 1,75 Millionen Euro ihres Vermögens an den Gesundheitsfonds abführen. Dadurch hat sich unser Vermögen stark verringert. Zusätzlich sind die Leistungsausgaben im Haushaltsjahr 2024 viel stärker gestiegen, als vom GKV Schätzerkreis prognostiziert. Dies hat dazu geführt, dass wir den Beitragssatz bereits im laufenden Haushaltsjahr 2024 erhöhen mussten. Leider hat die Beitragssatzerhöhung nicht ausgereicht, um die sehr hohen Ausgabensteigerungen auffangen zu können. Das Geschäftsjahr 2024 haben wir deshalb mit einem sehr hohen Fehlbetrag in Höhe von 7,5 Millionen Euro abgeschlossen und müssen, wie viele weitere Krankenkassen, erneut handeln.
Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, um den Ausgabenanstieg zu durchbrechen?
Wir können nicht mehr Geld ausgeben, als wir einnehmen. Das ist eine Binsenweisheit, die leider von der Politik nicht beachtet wird. Die Gesetzliche Krankenversicherung muss für uns alle bezahlbar bleiben. Ich bin davon überzeugt das wir nicht noch mehr Geld im System benötigen, wir müssen es nur anders verteilen, wir müssen Synergieeffekte heben und Doppelstrukturen auflösen. Das System muss sich an unseren Versicherten ausrichten. Derzeit arbeiten viele Akteure nebeneinander – Haus- und Fachärztinnen und -ärzte, Kliniken, Pflege und Kassen. Wenn wir mehr zusammenarbeiten, die Akteure miteinander vernetzen, wenn wir Bürokratie abbauen, Daten austauschen und die Patienten gemeinsam begleiten - jeder mit seiner Kompetenz -, dann ist dies ein massiver Hebel. Wir leisten uns in Deutschland zwar das teuerste Gesundheitswesen. Aber die Qualität in der Versorgung ist nur Mittelmaß. Aktuell dokumentieren alle Akteure, was sie getan haben. Künftig muss ein wichtiger Faktor sein: War das erfolgreich? Geht es der Patientin oder dem Patienten nun besser? Damit kommen wir weg von der Anzahl der Maßnahmen hin zur Qualität der Maßnahmen. Prävention und Vorsorge sind der Schlüssel – auch und gerade für die Finanzierung des Systems. Jeder Euro, den wir erfolgreich in Vorsorge investieren, sparen wir in der Behandlung. Ärztinnen und Ärzte und Pflegekräfte werden deutlich entlasten. Wenn Krankheiten gar nicht erst entstehen, hilft das unserem System enorm.
Was tut die BKK Herkules, um Kosten zu begrenzen?
Wir wollen weiterhin ein starker Partner für unsere Versicherten bleiben und arbeiten kontinuierlich daran, wirtschaftlich zu handeln. Das beginnt bei internen Prozessen, geht über effizientes Vertragsmanagement mit Leistungserbringern, bis hin zu gezielten Präventions- und Versorgungsangeboten, um unnötige Folgekosten zu vermeiden. Trotz aller Einsparbemühungen sind wir stark abhängig von gesundheitspolitischen Maßnahmen und der Finanzsituation unseres Gesundheitssystems.
Warum lohnt sich die Mitgliedschaft bei der BKK Herkules?
Wir bieten mehr als den gesetzlichen Standard. Ob digitale Services, persönliche Beratung, exzellente Präventionsprogramme oder individuelle Zusatzleistungen mit einer Vielzahl an Zuschüssen und Erstattungen – unsere Versicherten profitieren von echter Versorgungsqualität, sowie Nähe zu Ihren Ansprechpartnern bei der BKK Herkules. Wir setzen uns auch weiterhin für eine hochwertige Versorgung mit einem hohen Maß an Service für unsere Versicherten ein.
Was möchten Sie Ihren Mitgliedern zum Schluss mitgeben?
Ich möchte mich im Namen aller Mitarbeiter der BKK Herkules für das Vertrauen bedanken, das uns so viele Menschen seit Jahren entgegenbringen. Die Entscheidung zur Beitragserhöhung haben wir mit großer Sorgfalt getroffen – sie ist ein notwendiger Schritt, um auch künftig eine optimale Gesundheitsversorgung auf hohem Niveau anbieten zu können. Unsere Versicherten können sich stets darauf verlassen, dass wir verantwortungsvoll handeln - mit dem klaren Ziel, für unsere Mitglieder jederzeit eine bestmögliche Versorgung sicherzustellen.
Veröffentlicht: 14.10.2025 - Aktualisiert: 24.10.2025